Umwandlung der ev. Waldschule Baerl in Gemeinschaftsgrundschule?

Eltern, Superintendent und Schulreferentin diskutieren über konfessionelles Profil.

[Kirchenkreis Moers] Die Stadt Duisburg plant, die ev. Waldschule in Baerl in eine nicht-konfessionelle Gemeinschaftsgrundschule umzuwandeln. Die Entscheidung hierfür wird den Eltern in Kürze zur Abstimmung vorgelegt. Laut der Argumentation der Stadt sei die Umwandlung notwendig, da ev. Kinder auch aus anderen Stadtteilen bevorzugt aufgenommen würden, was dazu führe, dass Kinder aus Baerl in Grundschulen benachbarter Stadtteile ausweichen müssten.

Unabhängig von Konfessionszugehörigkeit fehlen Plätze für die Baerler Kinder

Die Kirche widerspricht dieser Argumentation und betont, dass die Anmeldezahlen für die Waldschule so hoch seien, dass selbst ohne eine Aufnahme konfessionsgebundener Schülerinnen und Schüler Kinder aus dem Stadtteil keinen Platz bekommen würden. Aktuell verfügt die Schule über 56 zu vergebende Plätze, während 70 Kinder angemeldet wurden, davon drei mit evangelischer Zugehörigkeit aus benachbarten Stadtteilen. Die Schule kann kurzfristig einen Raum in ein Klassenzimmer umwandeln, um die derzeitige Zweizügigkeit zu erweitern. An einem Elternabend am 5. März in der Baerler Dorfkirche erläuterten Wolfram Syben, Superintendent des Kirchenkreises Moers, und Pfarrerin Annette Vetter, Ev. Schulreferat Duisburg / Niederrhein, die Position der Ev. Kirche zu den städtischen Überlegungen. Etwa 80 Besucher:innen, größtenteils Eltern, folgten der Einladung.

Schulplätze und ev. Profil sind zwei verschiedene Themen

„Uns ist es sehr wichtig, dass Sie gut und umfassend informiert in die nächsten Wochen gehen. Wir haben Sie deshalb heute zum Elternabend eingeladen, um Ihnen die Position der Ev. Kirche darzustellen und darüber zu diskutieren“, sagte Wolfram Syben. Bei der Diskussion über die Umwandlung in einen Gemeinschaftsgrundschule würden zwei unterschiedliche Themen miteinander verbunden, die auseinandergehalten werden müssen. Die nicht ausreichende Zahl der Grundschulplätze in Baerl und die Frage, ob sie Schule evangelisch bleiben soll. Beides habe nichts miteinander zu tun.

Baerl ist Zuzugsgebiet, Schule ein Spiegel der multireligiösen Gesellschaft

„Baerl ist ein Zuzugsgebiet. Es ist schön, dass so viele Kinder da sind“, erläuterte Annette Vetter. Sie stellte dar, dass in den letzten Jahren unabhängig von Religionszugehörigkeit alle Anmeldungen berücksichtigt wurden, außer in einem Fall, bei dem das Kind nach dem Widerspruch der Eltern schließlich doch aufgenommen wurde. 49 Prozent der jungen Schülerinnen und Schüler gehörten zu einer christlichen Kirche, etwa die Hälfte davon zur evangelischen. 43 Prozent hätten keine Religionszugehörigkeit, die anderen Kinder gehörten einer anderen Religion an. Die Zusammensetzung sei ein gesellschaftliches Abbild. An der Waldschule lernen die Kinder mit hohen moralischen Werten, in einer pluralen und multireligiösen Gesellschaft aufzuwachsen. Das geschehe auch in anderen Schulen, allerdings sei das evangelische Profil der Schule, sich explizit und tatkräftig für gelebte Toleranz, Menschenwürde, Nächstenliebe und die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen, verbindlich in der evangelischen Prägung des Schullebens verankert und bedeute strukturelle Klarheit, auf die Eltern sich verlassen können.

Diskussion über ev. Profil

Auf die Frage, was sich denn ändere, wenn die Schule das evangelische Profil verlöre, das Kollegium bleibe und es der Schule freistehe, die Werte zu bewahren, religiöse Feste gemeinsam zu feiern und am Gemeindeleben teilzunehmen, erklärte eine ehemalige Religionslehrerin einer anderen Schule „Das klappt vielleicht nur im ersten Jahr“, im Alltag werde sich das schnell ändern. Eine Presbyterin verwies auf die enge Zusammenarbeit von Kirchengemeinde und Schule, durch die Kinder auch eine außerschulische Gemeinschaft und Angenommensein im Ort erlebten.

Diskussion über den Mangel an Plätzen

Ein Ratsmitglied und selbst Vater eines Kindes der Waldschule sagte, die Stadt habe nicht wissen können, wie viele Kinder von außerhalb kommen. Die konfessionelle Bevorzugung aufzuheben könne also eine Hilfe sein, dass nicht ganz so viele Kinder abgelehnt würden. Er schlug vor, dass Eltern in diesem Fall Widerspruch einlegen. Ein Vater entgegnete empört, der Politik habe klar sein können, dass eine Ausweitung notwendig sei. Die Schule sei auch mit einer Belegung von mit 56 Plätzen bereits an der Obergrenze. „Ich finde, es ist eine Frechheit, was uns da passiert.“ Annette Vetter wies zudem darauf hin, dass erfolgreiche Widersprüche zu Klassengrößen führten, die für die Kinder problematisch seien. Sie erklärte zudem, die Zahl von evangelischen Kindern, die aus Ortsteilen außerhalb von Baerl angemeldet würden, liege konstant bei 3-4. Sie kämen aus umliegenden Bezirken, nicht etwa aus weit entfernten Stadtteilen. Dass die Menge der Schulplätze nicht ausreiche, könne man gut an der Zahl der nötigen KiTa-Plätze ersehen. Im Übrigen habe auch das Presbyterium nicht feststellen können, dass Eltern im Vorfeld der Einschulung ihre Kinder evangelisch hätten taufen lassen, um einen Schulplatz zu bekommen, wie in der Öffentlichkeit gelegentlich zu hören sei.

„Jetzt müssen die Eltern entscheiden“

Der Kirchenkreis Moers und das ev. Schulreferat Duisburg / Niederrhein hätten die Stadt bereits vor einem Jahr auf die Problematik künftig fehlender Schulplätze hingewiesen, immer wieder Gespräche geführt und sich dafür eingesetzt, dass alle Eltern aus dem Stadtteil ihre Kinder in der Waldschule anmelden können. Die Initiative sei immer von der Kirche ausgegangen. „Das Problem sind nicht die evangelischen Kinder, sondern das Fehlen einer ausreichender Zahl von Schulplätzen […]“, sagte Annette Vetter. „Es ist der politische Wille der Stadt, dass nicht genügend Schulplätze für die Kinder in Baerl zur Verfügung gestellt werden“, ergänzte Syben. „Jetzt müssen die Eltern entscheiden, ob sie die Schule in ihrem qualitativ und inhaltlich wertvollen Zustand erhalten wollen oder einer Umwandlung zustimmen.“

Applaus zum Abschluss der Veranstaltung

Der Abend ging weit über die angesetzten eineinhalb Stunden hinaus, zum Ende applaudierten die Teilnehmenden und noch im Anschluss wurde in und vor der Kirche in Grüppchen diskutiert.

  • 6.3.2024
  • Pressereferat Kirchenkreis Moers
  • Red