Nachrichtenarchiv
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Archivmeldung
Aus dem Kirchenkreis
Seit 25 Jahren bietet der Wittfeld-Wohnverbund Männern und Frauen mit psychischen Erkrankungen ein familienähnliches Zuhause
„Gut, dass ich bei euch gelandet bin“

Tage des Anfangs, an die Ute Dietrich sich auch nach einem Vierteljahrhundert noch gut erinnern kann: „Wir waren jung und noch nicht so erfahren, dafür mit umso mehr Elan für die Gestaltungsaufgabe ausgestattet, die vor uns lag.“ Sie hat zusammen mit ihrem Kollegen Peter Berger im Gemeinschaftsraum des Haupthauses des Johann-Heinrich-Wittfeld Wohnverbunds Platz genommen. Die beiden Fachkräfte gehören zum Team der ersten Stunde, das vor 25 Jahren an der Voßrather Straße 4 mit seiner Arbeit begann.
Seit ihrem Dienstbeginn hat sich eine Menge getan: Zwölf Mitarbeitende kümmerten sich im Jahr 1993 in dem neu gegründeten Wohnheim um 30 Männer und Frauen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen. Aktuell arbeiten 120 Fachkräfte der Grafschafter Diakonie gGmbH – Diakonisches Werk Kirchenkreis Moers für und mit 300 Klienten zusammen. Mit mehreren Wohngruppen für psychisch beeinträchtigten Erwachsene am Repelener Azaleenweg und der Einrichtung für Jugendliche, junge Erwachsene Mütter oder Väter und ihre Kinder an der Moerser Walpurgisstraße kamen zwei weitere Adressen dazu. Auf der Straßenseite gegenüber dem Wittfeldhaus an der Voßrather Straße eröffnete das Wittfeld-Lädchen, in dem Moerserinnen und Moerser die kreativen Erzeugnisse kaufen können, die die Bewohner in der Arbeitstherapie hergestellt haben. Aus dem früheren „Sozialpsychiatrischen Wohnheim“ ist der heutige Johann-Heinrich-Wittfeld Wohnverbund geworden.
Diplom Sozialarbeiter Peter Berger: „Wir Mitarbeiter konnten von Beginn an daran mitarbeiten, ein für die damaligen Verhältnisse neuartiges Konzept zur Öffnung der psychiatrischen Therapie umzusetzen.“ Mitten drin in Alltag und Gemeinschaft, statt weit weg vom Leben in einer Klinik auf dem Land. Selber eingerichtete vier Wände statt Zwei-Bett-Zimmer mit eingeschränkter Privatsphäre. „Unser Gedanke war es, den Alltag selbst als Therapie zu gestalten“, sagt Berger.
So kann es zum Beispiel Bewohner Stefan Kuhlmann tun. Der 52-Jährige war zuvor in einer psychiatrischen Klinik am unteren Niederrhein untergebracht und lebte bei seinen Eltern. Seit vielen Jahren schon bewohnt er nun ein gemütliches Zimmer im Wittfeldhaus mit Blick über die Dächer des Josefsviertels. Den Raum hat er sich mit eigenen Möbeln eingerichtet. „Ich fühle mich hier wohl und gut aufgehoben. Ich habe eine Struktur, mir wird geholfen, wenn ich es brauche und ich bin nicht allein.“
Einkaufen, Kochen, Wäschewaschen, in die Ferien fahren: Das tun die Bewohner selbstständig, aber betreut und begleitet von Fachkräften. Ziel sei es, dass die Bewohner ihre sozialen Kompetenz stärkten und verlorene Selbstständigkeit wieder erlangten, so Ute Dietrich. Ein Konzept, das bei den Bewohnern bis heute Wirkung zeigt. Denn diesen Satz hat Ute Dietrich binnen 25 Jahren so manches Mal gehört: „Gut, dass ich bei euch gelandet bin, ich weiß sonst nicht, wo ich heute wäre.“
