Nachrichtenarchiv
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Archivmeldung
Aus dem Kirchenkreis
Betreuungsverein der Diakonie im Kirchenkreis Moers freut sich über sieben unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die eine Ausbildung absolvieren
Besondere Azubis: Junge Geflüchtete starten ins Berufsleben

Kirstin Germer vom Betreuungsverein der Diakonie im Kirchenkreis Moers e.V. freut sich über die Perspektive ihres Schützlings. Zusammen mit einer Kollegin vertritt sie als Vormund die Rechte von 35 unbegleiteten Flüchtlingen, die als Jugendliche alleine nach Moers gekommen sind. Die Jungen und Mädchen sind zwischen acht und 20 Jahren alt. „Nach dem Recht mancher Länder wird der rechtliche Status der Volljährigkeit erst mit 21 Jahren erreicht, sodass manche der Jugendlichen unter unserer Vormundschaft bereits über 18 sind“, erläutert Kirstin Germer. Sieben von ihnen befinden sich derzeit in einer Berufsausbildung. Fünf hatten am 1. August ihren ersten Tag als Azubis. Zwei junge Leute starteten eine Ausbildung als Tiefbaufacharbeiter, zwei begannen eine Lehre zum Verkäufer, ein angehender zahnmedizinischer Fachangestellter nahm seine Ausbildung auf und neben Amadou machte sich noch ein weiterer junger Geflüchteter auf den Weg zum Bäckergesellen. Bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz unterstützte das Vormundschaftsteam nach Kräften. Die Vormünder nahmen zum Beispiel Kontakt mit Arbeitgebern auf, begleiteten zusätzlich zu den pädagogischen Betreuern, die den Jugendlichen vom Jugendamt zugeteilt sind, das Erstellen der Bewerbungen.
Für die jungen Geflüchteten ist der Ausbildungsplatz von existenzieller Bedeutung. „Viele von ihnen besitzen nur den Status der Duldung“, erläutert Kirstin Germer. Doch wer eine Ausbildung erfolgreich absolviert und im Anschluss binnen einer Frist von sechs Monaten eine Anstellung findet, erhält das Recht, dauerhaft in der neuen Heimat zu bleiben. „Für die jungen Leute schafft das einen zusätzlichen großen Druck. Denn die Flucht und das Leben im neuen Land ohne die Familie bedeuten schon eine immense Belastung“, weiß Vormund Kirstin Germer.
Auch für Amadou gestaltete sich der Weg in die Ausbildung herausfordernd: In den ersten Wochen seiner Ausbildung machte er sich in der Nacht von einer Gemeinschaftsunterkunft aus auf den Weg zur Arbeit. Das Zusammenleben auf engem Raum vertrug sind nicht gut mit den Arbeitszeiten des angehenden Bäckers. Der Umzug in eine kleine Wohnung mit zwei weiteren Geflüchteten brachte nur wenig Erleichterung. „Jetzt habe ich ein Zimmer an der Baerler Straße gefunden“, freut sich Amadou. Von dort startet er nun am sehr frühen Morgen per Fahrrad zum Ausbildungsplatz.
Dass sich der Aufwand für den angehenden Bäcker lohnt, davon ist Andreas Schomaker überzeugt. „Hier bei uns können Azubis noch richtiges Handwerk erlernen, anders als in einer Großbäckerei. Diese Fähigkeit ist weltweit bei kleineren Betrieben gefragt. Da stehen die Türen weit offen.“
Weitere Information
Beim Betreuungsverein der Diakonie im Kirchenkreis Moers e.V. übernehmen zwei Sozialpädagoginnen als Vormünder die Verantwortung für die minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge. Mit dieser Aufgabe ist der Betreuungsverein seit dem Jahr 2016 von der Stadt Moers beauftragt. Die Vormünder werden den jungen Geflüchteten vom Familiengericht zugeteilt und übernehmen stellvertretend die Aufgaben der Eltern. Zusätzlich sind den Geflüchteten pädagogische Betreuer vom Jugendamt zugeordnet. Die Vormünder des Betreuungsvereins fungieren als gesetzliche Vertreter und persönliche Ansprechpartner, die die jungen Menschen in ihrer neuen Heimat begleiten und fördern.
